Wie kann instruktive Lernsoftware – die mittlerweile in guter Qualität für unterschiedliche Fächer vorliegt – in den regulären Unterricht einbezogen werden, ohne sämtliche Vorteile des E-Learning (u.a. Individualisierung, Flexibilisierung des Lernens, Wahl von Lernpfaden und Lerntempi etc. – auf Orts- und Zeitunabhängigkeit muss wohl im Klassenzimmer noch verzichtet werden) zu konterkarieren?
Prof. Hermann Astleitner (Univ. Salzburg) unterscheidet 7 Typen der unterrichtlichen E-Learning Nutzung.
[Wie bringt man Lehrer/innen und Schüler/innen zum e-Learning? – Bedingungen erfolgreichen e-Learnings an Schulen, http://www.unm.ethz.ch/Tagungsbeilagen-05/schule_elearn.pdf , abgerufen am 21.10.2006]
Hierbei definiert Prof. Astleitner schulisches e-Learning als Internet-gestützte Aktivitäten, die Lernförderung in unterrichtlichen Kontexten zum Ziel haben.
Typ1 – Keine e-Learning-Nutzung im Unterricht:
Hier findet keinerlei Nutzung des e-Learnings im Unterricht, sondern traditioneller Unterricht statt.
Typ2 – Information über Unterricht:
Hier werden e-Learning -Ressourcen (z.B. Internet-Sites) dazu verwendet, um Informationen über eine Schule, über Unterrichtsfächer etc. zu verbreiten.
Typ3 – Komplementäre e-Learning-Nutzung:
Hier wird der Unterricht unter gelegentlicher Nutzung des Internets (Suchmaschinen, E-Mail, Chat, Web-Publishing) angereichert.
Typ4 – Essentielle e-Learnng-Nutzung:
Hier werden Lehrmaterialien ausschließlich in e-Learning-Lernumgebungen zugänglich gemacht und der e-Learning-Content ersetzt mehr oder minder das Schulbuch. Dennoch findet der Unterricht vorwiegend im Klassenzimmer unter Leitung eines Lehrers statt.
Typ5: Gemeinschaftliche e-Learning-Nutzung (e-Learning-basierter Fernunterricht oder Blended Learning):
Hier lernen die Schüler die meiste Zeit von zu Hause aus, treffen sich aber regelmäßig – in Präsenzphasen – an einem bestimmten Ort für gemeinsame Lernvorhaben, die nicht online abzuwickeln sind.
Typ6: Immersive e-Learning-Nutzung:
Hier wird nur Online unterrichtet. Auch Prüfungen, Lernberatung und soziale Lernphasen werden ausschließlich über das e-Learning abgewickelt.
Typ7: Elektronische Handlungsunterstützung (auch Blended Knowledge Process):
Hier erfolgt das Lernen mit Hilfe eines Computersystems, das Schüler (und Lehrer) bei der Lösung von praktischen Problemen berät. wobei – durch Unterstützung der Telekommunikation – das Lernen an beliebigen Orten stattfinden kann.
Für meine Unterrichtsvorstellung unter Einbeziehung von E-Learning, die ich einfach „Blended Learing im Klassenzimmer“ nenne, gehe ich von einer Mischung aus Typ3, Typ4 und in gewissem Sinn auch Typ5 aus. Die von Prof. Astleitner erstellte Klassifizierung gibt allerdings keinen direkten Aufschluss über Methoden und Möglichkeiten der effizienten Integration von E-Learning (hier im Sinne von instruktiver Lernsoftware bzw. instruktiven interaktiven Websites) in die Lehr- und Lernprozesse des regulären Präsenzunterrichts.
Sicherlich kann E-Learning z.B. zur Präsentation von Simulationen, zur multimedialen Informationsdarbietung, für Lernzielkontrollen etc. verwendet werden. Viele Vorteile des E-Learning werden aber angesichts der häufig für alle SchülerInnen gleichtaktend instruierenden „Lehrprozedur“ im Klassenzimmer nicht genützt. Hier stellt sich die Frage, inwiefern die gleichzeitige Ungleichzeitigkeit – wie sie z.B. bei der Binnendifferenzierung im Unterricht, dem Stationenlernen, dem Gruppenpuzzle oder anderen Unterrichtsmethoden erfolgt, nicht auch für den Einsatz von instruktiver Lernsoftware (und hier nun unter bewusster Nutzung der Vorteile des E-Learning, siehe oben) möglich ist. Welche Methoden, welche Verfahren, welche Konzepte können hier greifen?
Viele Grüße
Christian Czaputa