Who should create study plans?

Eigentlich ist mir der Blogbeitrag „Who Should Create Study Plans?“ von Carolina Kuepper-Tetzel auf der Suche nach Entwurfsmodellen zur Gestaltung von TEL ins Auge gesprungen. Nach den ersten Zeilen wurde mir allerdings klar, dass die angesprochenen Study Plans die Studierenden selbst und nicht deren LehrerInnen bzw. Learning Designer adressierten:

Kuepper-Tetzel berichtet von einer Studie von Bonestroo und Ton (2012), bei der gestestet werden sollte, inwieweit sich Lernergebnisse (learning outcome), Motivation und Metakognition von Uni-StudentInnen (zum Thema Statistik Grundlagen, „intro stats knowlegde“) beim Einsatz von selbst erstellten Study Plans im Vergleich zu computer-generierten Study Plans unterscheiden. Grundannahme dabei war, dass sich die größere individuelle Autonomie (durch selbst erstellten Study Plans) auf die Motivation zur intensiven und bedarfsorientierten Beschäftigung mit den Inhalten auswirken und damit die individuelle Zielerreichung („mastery“) besser unterstützen könnte, als dies bei fremd bzw. computer-erstellten Study Plans der Fall sein sollte. Interessanterweise konnten bei der Vergleichsstudie keine Unterschiede beobachtet werden. Sowohl die erhobenen Lernergebnisse als auch die Rückmeldungen zur Motivation wiesen keine signifikaten Unterschiede bzgl. beider Verfahren auf. Als signifikater Unterschied fiel allerdings – neben des deutlich längeren Zeitaufwands für die selbst zu erstellenden Study Plans – die Selbstwahrnehmung der Studierenden auf, die bei selbst erstellten Study Plans den Eindruck eines intensiveren Wissenserwerbs hatten, was sich allerdings in den anschließenden Assessments nicht messen ließ (vergleichbare Lernergebnisse).

Wer sollte also Study Plans erzeugen – die Studierenden selbst oder der Computer? Da sich in der Vergleichsstudie kein klarer Sieger bzgl. der Dimensionen Lernergebnisse und Motivation herausstellte, scheint es irrelevant zu sein, ob Studierende ihren Lernweg selbst- oder fremdgesteuert verfolgen, auch wenn sie einen der Wege (ggf. irrtümlich!) als wirksamer wahrnehmen sollten. Bei ausschließlicher Fokussierung auf die Lernergebnisse, scheint der computergenerierte Study Plan die v. a. zeitökonomischere und damit effizientere Variante zu sein. Würden ergänzend aber noch andere Dimensionen betrachtet, wie etwa die Fähigkeit zur Selbstorganisation, sollten die selbst erstellten Study Plans – gerade bei ansonsten gleiwertigen Lernergebnissen – den höheren Zeitaufwand über eine deutliche Stärkung der Selbstorganisationsfähigkeit wieder wettmachen. Allerdings sind dies auch von meiner Seite nur kursorische Einschätzungen, da ich die Studie selbst nicht gelesen habe und Kuepper-Tetzel zudem einige Einschränkungen anführt, weshalb die Studienergebnisse nicht unbedingt als generalisierbar gelten können.

Welche Erkenntnis ziehe ich aus diesem Beitrag für das Design for TEL? Über die Überschrift und meine ursprüngliche Erwartung an den Beitrag ertappte ich mich in meinem vorrangigen Design-Denken aus Perspektive des Lehrers und (bewussten oder unbewussten) Gestalters von Lernarrangements. Ist die Stärkung der Selbstorganisationsfähigkeit mit Zielsetzung eines Lernarrangements, wie es im übertragenen Schulkontext (insbesondere vor dem Hintergrund der Kompetenzorientierung) der Fall sein sollte, muss dies beim Design for TEL berücksichtigt werden. Dies könnte nun heißen, dass es (1) Phasen des Designs abzubilden gilt, die den LernerInnen deutlich mehr Autonomie (z. B. bei der Auswahl oder Beabeitungstiefe von Lernunterlagen oder der bevorzugten Sozialform und gleichzeitiger Klarheit der zu erreichenden Lernergebnisse) einräumen. Zum anderen könnte dies auch heißen, dass (2) Phasen des Designs von den LernerInnen schon im Entwurf mit gestaltet werden, also eine Art partizipatives Design for TEL erfolgt. Beide Varianten finde ich spannend und bzgl. einer möglichen Abbildung über Design Languages herausfordernd zugleich.