Visual Instructional Design Languages (VIDL): LEML

Über den Weblogeintrag „Lernumgebungen verständlich machen: Learning Environment Modeling Language“ von Christoph Meier vom scil bin ich auf eine mir bisher nicht bekannte VIDL, nämlich LEML aufmerksam geworden.

Entwickler der Sprache und Gründer der daraus entstandenen Firma ILEDSolutions ist Bucky Dodd, Chief Learning Innovation Officer der University of Central Oklahoma. Interessant ist, dass seine Design-Sprache im Gegensatz zu manch anderen VIDL-Versuchen tatsächlich in der Praxis nutzbar erscheint: Sie ist ohne Spezialkenntnisse les-, schreib- und interpretierbar und ermöglicht so jedem Beteiligten die Mitsprache und Mitarbeit bei der Gestaltung von Lehr-Lernarrangements. Phylise Banner etwa zählt LEML mittlerweile zu ihrer Standard-Werkzeugpalette bei der Gestaltung von Lerndesigns, wie sie in diesem Webinar überzeugend darstellt.

Die Grundelemente und exemplarische Nutzungsweise von LEML wird von Dodd in folgendem Video überblicksartig vorgestellt:

Trotz kommerzieller Nutzung finden sich zahlreiche Materialien (Tutorials, Vorlagen etc.) – meist von Dodd selbst oder seinem Kooperationspartner Rob Reynolds – frei im Netz verfügbar. Hierzu zählen

und bzgl. didaktischer Nutzungsweisen besonders aufschlussreich

Es gäbe nun zahlreiche Aspekte von LEML zu untersuchen und mit anderen Sprachkonzepten zu vergleichen, doch dies ist das Feld für eine eigene Studie. Ich möchte an dieser Stelle lieber meinen ersten Gehversuch mit LEML dokumentieren (ich verwendete die PPT-Vorlage): Im Rahmen eines Kooperationsprojektes zum Flipped Classroom Konzept (vgl. https://twitter.com/FlippedMathe/status/971975031784796160) unter Koordination von Sebastian Schmidt und Ferdinand Stippberger wurden entsprechende Lernsequenzen zur Mathematik (5. Jahrgangsstufe Realschule Bayern) kooperativ in der Lernplattform mebis erstellt. Das Wie der unterrichtlichen Nutzung der bereitgestellten Elemente (Impulsvideos, Erklärvideos, Arbeitsblätter, differenzierte Aufgabensammlungen, Lösugen) war den beteiligten Lehrkräften freigestellt, wenngleich die Sequenzierung des Materials folgendes Vorgehen avisierte:

  • Videoimpuls (Problemsituation) zu Hause mit eigenständigen Lösungsversuchen
  • Besprechung des Videoimpulses und Austausch der Lösungsansätze/-ideen im Plenum
  • Zusammenfassung der Lösungsversuch und Darstellung des Themenschwerpunkts durch den Lehrer
  • Kurzvortrag zu Konzept (Was?) und Verfahren (Wie?) des neuen Themenaspekts durch den Lehrer
  • optional: diskursive Klärungen zu Konzept und Verfahren (u. a. über Besprechung von Lösungsbeispielen)
    => m. E. besonders wichtig und im bisherigen Lerndesign noch wenig berücksichtigt
  • eigenständige Arbeit in Tandemgruppen an Einführungs- und Übungsaufgaben im Buch mit bedarfsweiser Unterstützung durch a) den Tandempartner, b) den Lehrer oder wechselweise bestimmte „Mathehelfer“, c) bereit gestellte Aufgabenlösungen.
  • optional für jene, die mit Ihren Aufgaben inkl. Lösungskontrollen und evtl. Rücksprachebedarf fertig sind: Bettermarks-Übungen zum gleichen oder leicht erweiterten Themenfeld.
  • als Hausaufgabe die Sichtung des Erklärvideos (= ähnlich zum Lehrerkurzvortrag während der Unterrichtsstunde) mit Übernahme des zusammenfassenden Abschlussbildes ins Regelheft
  • und ggf. die Sichtung und Bearbeitung eines neuen problemorientierten Impulsvideos.

Meine erste Abbildung dieses Arrangements mit LEML sieht wie folgt aus:

Aus Platzgründen konnte ich den Endpunkt (schwarzer Punkte) nicht mehr setzen; die Anwendung auf einer PPT-Folie ist trotz praktischer Vorlagen doch sehr beengt. Spontan muss ich aber sagen, dass mich das LEML-Kit insbesondere hinsichtlich seines Überblicks über die jeweiligen Phasen (hier online-asynchron und classroom) und der Einschätzbarkeit des Lernangebots bzgl. seiner Struktur und Vielfalt der genutzten Elemente (Information, Dialog, Praxis, Feedback und Test) schon anspricht und mir u. a. für die methodische Abstimmung/Variationsklärung sowie die anschließende Reflexion des Lerndesigns inkl. Überlegungen zum Re-Design unter KollegInnen als hilfreiche Diskussionsunterstützung erscheint. Grundlegende Umsetzungprobleme in dem Sinne, dass eine Vorstellung oder Ideen überhaupt nicht abbildbar gewesen wäre, sind bei mir nicht aufgetreten, Fragestellungen im Detail dann aber doch eine ganze Reihe:

  • Frage der Flussrichtung: Holt sich der Schüler die Hilfe oder bekommt er die Hilfe angeboten – in welche Richtung zeigt die Flusslinie, wenn unbestimmt?
  • Frage der aussagekräftigen und einheitlichen Elementbeschriftung: Beschreibung oben ohne Bezug zum Medium, aber hoher Aussagekraft – direkt die Fragestellung hineinschreiben oder nur das Thema? Unten hingegen mit ausschließlicher Deklaration des Mediums – Video, Text, Bild, oder Erklärvideo, Impulsvideo, Lösungsbild etc.?),
  • Frage des Aktivitätsumfangs bestimmter Elemente, wie z. B. Dialog: Ist im Element Dialog das Element Feedback schon enthalten oder muss ich – lege ich auf das Feedback in diesem Setting Wert – dieses gesondert anführen?
  • Frage des mit der Sprache adressierten Design-Layers nach Gibbons (vgl. Grafik nach Boot) und auf welcher Design-Ebene ich mich aktuell befinde.

Vermutlich liegt die Stärke von LEML gerade darin, dass sie eine gewisse Offenheit und Mehrdeutigkeit zulässt. Somit kann immer die jeweilige Community die Spiel- und Interpretationsregeln im Detail festlegen. Der Schwerpunkt solcher VIDL liegt m. E. im generativen und kommunikativen Bereich – also jenen Feldern, die auch für den schulischen Kontext zukünftig hohe Relevanz haben dürften.

 

4 Gedanken zu „Visual Instructional Design Languages (VIDL): LEML

  1. Stephan Goeldi

    Lieber Christian
    Danke für deinen Beitrag. Ich habe ebenfalls bei Christoph Meier gesehen und mir vorgenommen, einmal auszuprobieren. Danke für das Teilen deiner Erfahrungen und die guten Links zu Vorlagen und anderen Seiten. Das habe ich jetzt gerade aufgenommen in meine Sammlung. Ich habe übrigens in Powerpoint einfach die Seitengrösse mehr als verdoppelt (erst nachher die Vorlage einfügen, wegen dem Skalieren). Zudem finde ich noch praktisch, wenn man die Building Blocks und evtl. die Aktivitäten mit IDs versieht, um darauf referenzieren zu können.

    1. CC Beitragsautor

      Hey Stephan, schön, dass wir hier unsere Interessen teilen. Danke für den Hinweise mit der PPT-Seitenvergrößerung – hatte ich überhaupt vor Augen, klar! Auch Referenzierung macht Sinn, um ggf. in einem Zusatzdokument ergänzende Infos anzubringen. Wäre klasse, wenn wir da etwas dranbleiben und Erfahrungen austauschen würden… Grüße, Christian

      1. Stephan Goeldi

        Ich melde mich dann wieder :-) Habe gerade heute Abend entschieden, dass ich mit meinen Lernenden LEML einsetzen werde. Sie dürfen ein Schulungsprojekt planen und umsetzen, und ich werde in der Design-Phase jetzt LEML einsetzen lassen. Das war nämlich immer etwas schwierig für sie, ein grafisches Tool könnte hier helfen. Ich finde es eine gute Idee und bin gespannt.

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