Lernen heißt, sich etwas merken können?

In der SZ-Ausgabe vom Sa./So. 12./13. April findet sich unter der Rubrik „Wissen“ der Artikel „Lernen lernen“. Online ist der Artikel unter der URL http://www.sueddeutsche.de/bildung/gedaechtnistraining-die-besten-tipps-fuers-lernen-1.1936874 unter dem Titel „Die besten Tipps fürs Lernen“ verfügbar. Mich überrascht immer wieder, wie in der Presse Lernen allzu häufig in erster Linie mit Memorieren gleichgesetzt wird. Unter „Lernen lernen“ werden folglich Strategien für erfolgreicheres Memorieren angeboten (Eselsbrücke, Loci-Methode, Karteikarten-Nutzung etc.). Dabei ist doch mittlerweile klar, dass es auch beim schulischen Lernen vielmehr um Kompetenzentwicklung geht und sich diese – sicherlich auf Grundlage des erforderlichen deklarativen und prozeduralen Wissens – nur über eigenständiges Handeln in unterschiedlichen Problemsituationen entfalten kann. „Lernen lernen“ heißt für mich damit insbesondere auch, vielfältige Strategien der Selbstorganisation in unterschiedlichen Problemsituationen kennen zu lernen und diese einüben zu können. Eine ganz banale heißt beispielsweise: Wie nutze ich mein Schulbuch im Fach X, wenn mir ein Sachverhalt aus Unterricht und Hefteintrag nicht mehr ganz klar ist? Ich kenne viele Kinder, die hervorragend gelernt haben, in kurzer Zeit viele Fakten zu memorieren. Aber bei Verstehensproblemen etwa das Glossar im Erdkunde-Buch oder das Grammatik-Kapitel im Englisch-Buch zu suchen und nutzen zu können, scheint bei vielen Schülern keine bekannte Handlungsoption zu sein…